Bausparen galt bislang als solide Geldanlage. Trotz Niedrigzinsniveau war es Bausparern möglich, hohe Zinssummen anzusparen. Den Banken machte das zu schaffen – sie kündigten hunderttausenden Kunden ihre Verträge. Der Bundesgerichtshof (BGH) urteile am Dienstag zu Gunsten der Banken und erklärte die Kündigungen für rechtmäßig.
Bausparkassen wie Schwäbisch Hall und Wüstenrot begannen bereits vor zwei Jahren, langjährigen Kunden die Verträge zu kündigen. Betroffen sind Bausparverträge, deren Zuteilungsreife 10 Jahre überschritten haben – in Zeiten niedriger Zinsen eine finanzielle Last für die Banken.
Inzwischen hat die Zahl der aufgelösten Bausparverträge rund 250.000 erreicht. Nach dem Urteil des BGH ist mit weiteren Kündigungen ist zu rechnen. Nach Auskunft von Verbraucherschützern könnten dieses Jahr bis zu 60.000 Verträge betroffen sein.
Das Modell „Bausparvertrag“
Bausparverträge funktionieren so, dass die Sparer über eine beim Abschluss festgelegte Laufzeit regelmäßig Beträge einzahlen und dafür Zinsen erhalten. Kunden erwerben während der Ansparphase das Anrecht auf ein günstiges Baudarlehen, trotz ehemals weniger attraktiven Zinsen.
Die so genannte Zuteilungsreife tritt ein, wenn der Bausparer i. d. R. die Hälfte der Bausparsumme eingezahlt hat.
Der Kunde kann sich nun das Angesparte auszahlen lassen und zusätzlich ein Darlehen aufnehmen und in eine Immobilie investieren. Noch vor wenigen Jahren boten manche Bausparkassen den Kunden lukrative Zusatzzinsen, falls sie auf ihr Darlehen verzichteten. So machten sie das Modell für Sparer, die gar nicht bauen wollten, attraktiv – der Bausparvertrag wurde zur reinen Geldanlage. In Zeiten dauerhaft niedriger Zinsen funktioniert dieses Geschäftsmodell nicht mehr.
Bausparverträge als reine Geldanlage?
Wer sein Geld einfach nur anlegen möchte, bekommt heutzutage fast nirgendwo gute Zinsen. Viele Bausparkunden lassen deshalb ihre alten Verträge weiterlaufen, und zwar jahrelang. „Die alten Guthabenzinsen sind hoch und deshalb sehr attraktiv“, sagt Dirk Eilinghoff vom Verbraucherportal Finanztip. „Aber die Darlehenszinsen in diesen Verträgen sind auch viel höher als heute üblich. Dass Darlehen nicht genutzt werden, für die man vier bis fünf Prozent Zinsen zahlen müsste, ist völlig nachvollziehbar.“