Wenn Sie einen Kredit aufnehmen möchten, müssen Sie sogenannte Sicherheiten bieten. Einerseits findet eine Bonitätsprüfung statt, die den Kreditgeber über Ihr individuelles Ausfallrisiko informiert. Andererseits können Sie zusätzliche Sicherheiten hinterlegen wie ein abbezahltes Immobilienvermögen oder eben eine Lohnabtretung. Letztere wird vertraglich vereinbart und überträgt dem Gläubiger das Recht, einen Teil des zukünftigen Lohns oder Gehalts direkt beim Arbeitgeber abzuzweigen, um die laufenden finanziellen Verpflichtungen des Schuldners zu decken. Das ist jedoch nicht der Regelfall, sondern passiert erst, wenn Sie als Schuldner Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht vertragsgemäß nachkommen können oder wollen.
Ablauf einer Lohnabtretung
Um eine Gehalts- beziehungsweise Lohnabtretung zu vereinbaren, schließen Sie mit dem Gläubiger einen entsprechenden Vertrag ab. Üblich ist die Lohnabtretung zum Beispiel bei einer Kreditaufnahme, aber auch bei Verträgen mit laufenden finanziellen Verpflichtungen wie Mietverträgen. Ebenso können Sie für Unterhaltsverpflichtungen eine Lohnabtretung vereinbaren. In all diesen Fällen gehen Sie wie folgt vor:
- vertragliche Vereinbarung und beidseitige Unterzeichnung
- Information des Arbeitgebers durch den Gläubiger
- Überweisung des Lohnanteils durch den Arbeitgeber an den Gläubiger
- Auszahlung des Restbetrags an den Schuldner; ebenfalls durch den Arbeitgeber
Wichtig zu wissen ist, dass die Schritte 2 bis 4 bei der stillen Lohnabtretung erst im Bedarfsfall eintreten. Der Gläubiger wendet sich demnach erst an den Arbeitgeber, wenn der Schuldner nicht (mehr) bezahlt. Dazu später mehr.
Welche Vor- und Nachteile hat eine Lohnabtretung?
Eine Lohnabtretung bringt sowohl für die Schuldner als auch für die Gläubiger einige Vorteile mit sich. Indem sie als zusätzliche Sicherheit dienen, sind die Chancen für eine Kreditbewilligung höher, weil eher nicht mit Zahlungsausfällen zu rechnen ist. Für Sie als Kreditnehmer bedeutet das bessere Kreditchancen zu attraktiven Konditionen. Zudem ist auch für Sie das Risiko eines Zahlungsausfalls geringer, allerdings müssen Sie im Fall der Fälle auf einen Teil Ihres Einkommens verzichten.
Weitere potenzielle Nachteile durch die Lohnabtretung sind negative Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis oder das Risiko, dass Lohn- beziehungsweise Gehaltsanteile eingezogen werden, obwohl der Anspruch des Gläubigers umstritten ist. Schlimmstenfalls bleibt Ihnen nur noch der Anteil bis zur Pfändungsgrenze und der Kreditgeber könnte sich weniger verhandlungsbereit zeigen, wenn es darum geht, alternative Lösungen zu finden.
Arten der Lohnabtretung
Unterschieden werden außerdem verschiedene Arten der Lohnabtretung, die wiederum individuelle Vor- und Nachteile mit sich bringen können:
- Die stille Gehaltsabtretung findet ohne Mitteilung an den Arbeitgeber statt, sprich er erfährt erst bei Zahlungsverzug von der Vereinbarung.
Die offene Lohnabtretung informiert den Arbeitgeber sofort über die Abtretungsvereinbarung.
- Eine Lohnpfändung wird im Gegensatz zur Abtretung hingegen nach einer erfolgreichen gerichtlichen Vollstreckung durchgeführt – auch ohne Ihre Zustimmung oder eine entsprechende vertragliche Vereinbarung.
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Übrigens
Der Arbeitgeber kann die Gehalts- beziehungsweise Lohnabtretung verweigern – anders als bei einer gerichtlich angeordneten Pfändung. Achten Sie deshalb darauf, ob Ihr Arbeitsvertrag eine Ausschlussklausel für Lohnabtretungen enthält. Ebenso können sie durch Tarifverträge verboten sein. Bestand die Lohnabtretung aber schon vor Abschluss des Arbeitsvertrags, so wird sie durch das Verbot nicht aufgehoben. Lassen Sie sich im Zweifelsfall anwaltlich beraten!