Verschuldungs­grad

 
✓ Der Verschuldungsgrad ist eine wichtige Kennzahl für Unternehmen, um ein gesundes Wachstum zu erreichen.
✓ Ein kleinstmöglicher Verschuldungsgrad ist nicht das Ziel, da sich Unternehmen ansonsten Hebeleffekte und Steuervorteile entgehen lassen. Der optimale Verschuldungsgrad liegt stattdessen zwischen 25 und 50 Prozent.
✓ Betragen die Fremdmittel über 67 Prozent der Bilanzsumme, könnte das Unternehmen überschuldet sein. Dann drohen gegebenenfalls Liquiditätsengpässe oder eine Insolvenz.

Definition


Der Verschuldungsgrad ist eine wichtige Kennzahl für Investoren, wenn sie den finanziellen Hebel von Unternehmen bestimmen möchten, sprich die Menge der Geldmittel, die verglichen mit dem Eigenkapital zur Verfügung stehen. Somit gibt der Verschuldungsgrad darüber Auskunft, wie hoch sich ein Unternehmen oder auch ein privater Kreditnehmer verschulden kann, ähnlich der Verschuldungsgrenze von Staaten.

Wie hoch sollte der Verschuldungsgrad sein?

Der optimale Verschuldungsgrad von Unternehmen liegt nicht bei 0 Prozent. Denn der vorab erwähnte Hebel hilft ihnen dabei, Liquidität sicherzustellen und ein gesundes Wachstum zu erreichen, beispielsweise durch Investitionen. Es gibt daher kaum ein Unternehmen, das komplett aus Eigenkapital und ohne Fremdmittel finanziert ist – zumindest nicht langfristig. Den eigenen Verschuldungsgrad zu kennen und einen optimalen Verschuldungsgrad zu definieren, ist deshalb ein wichtiger Schritt in jeder Finanzplanung. Wichtig zu wissen ist, dass zum optimalen Verschuldungsgrad pauschale Aussagen schwierig sind. Er ist stets branchenspezifisch und vom Einzelfall abhängig. Gängige Faustregeln, die einen vernünftigen Rahmen abstecken, lauten aber:

  1. Die Fremdmittel sollten nicht mehr als 200 Prozent der Eigenmittel betragen, was 67 Prozent der Bilanzsumme entspricht.
  2. Ein optimaler Verschuldungsgrad liegt bei 25 bis 50 Prozent.
  3. Ein Verschuldungsgrad von über 50 Prozent gilt als eher hoch, darunter als eher niedrig.

Ist der Verschuldungsgrad zu hoch oder zu niedrig, entstehen verschiedene Risiken: Bei einem zu geringen Verschuldungsgrad sind notwendige Investitionen eventuell nicht möglich, sodass das Wachstum gebremst wird. Zudem können Unternehmen weniger flexibel auf Konjunkturschwankungen reagieren. Andersherum birgt ein hoher Verschuldungsgrad bei konjunkturellen Schwankungen ein Zinsrisiko, das schlimmstenfalls zu Liquiditätsengpässen oder einer Insolvenz führen kann.

Verschuldungsgrad berechnen mit dieser Formel

Ihren eigenen Verschuldungsgrad zu kennen, zu überwachen und bei Bedarf zu optimieren, gehört zu den zentralen Aufgaben jedes Unternehmens. Dadurch werden einerseits die Liquidität, die langfristige Existenz sowie das Wachstum gesichert, andererseits ist der Verschuldungsgrad – wie vorab erwähnt – eine wichtige Kennzahl für potenzielle Investoren. Er kann mit folgender Formel berechnet werden:

Verschuldungsgrad in Prozent = Fremdkapital / Eigenkapital x 100

Die Berechnung selbst gestaltet sich dementsprechend einfach, allerdings ist einige Vorarbeit notwendig. Zuerst müssen die Bilanzpositionen geklärt und berechnet werden. Vor allem beim Eigenkapital sorgen unterschiedliche Definitionen dabei oft für Herausforderungen. Prinzipiell zählt alles als Eigenkapital, das schuldenfrei ist. Aber auch sogenannte „Good-Will“-Faktoren werden oft hinzugezählt, wie der immaterielle Unternehmenswert, Wandelanleihen, Gewinn- und Kapitalrücklagen, Mezzanine-Kapital, gezeichnetes Eigenkapital oder die Hälfte der Sonderposten mit Rücklageanteil.

Statischer Verschuldungsgrad vs. dynamischer Verschuldungsgrad

Die vorab erwähnte Formel dient der Berechnung des sogenannten statischen Verschuldungsgrads. Dieser ist jedoch abzugrenzen vom dynamischen Verschuldungsgrad, der angibt, wie lange die Schuldentilgung dauern würde. Er fokussiert sich bei seinen Berechnungen daher vor allem auf den Cashflow und die Formel sieht wie folgt aus:

Verschuldungsgrad = (Fremdkapital – liquide Mittel) / Cashflow

Während der statische Verschuldungsgrad eher auf die hypothetische Berechnung abzielt, welchen Anteil des Eigenkapitals das Unternehmen aufwenden müsste, um seine Schulden zu tilgen, dient der dynamische Verschuldungsgrad als Orientierung. Denn in der Praxis sollte die Schuldentilgung nicht länger als drei Jahre dauern. Die Annahme, dass der Cashflow über diesen Zeitraum hinweg stabil bleibt und ausschließlich für die Tilgung von Verbindlichkeiten genutzt werden kann, ist aber ein häufiger Kritikpunkt an der Formel.

So können Unternehmen ihren Verschuldungsgrad reduzieren

Sollte der Verschuldungsgrad des Unternehmens zu hoch sein oder es ist aus anderen Gründen gewünscht, diesen zu reduzieren, so ergeben sich verschiedene Möglichkeiten:

  • Herausgabe von (zusätzlichen) Aktien, um das Eigenkapital zu erhöhen
  • Steigerung der Unternehmensgewinne, beispielsweise durch Strategieveränderungen, Umstrukturierungen oder zielgerichtete Investitionen
  • Umwandlung von Verbindlichkeiten, indem Schulden gegen Aktien des Unternehmens getauscht werden
  • Reduktion von Betriebskosten durch Effizienzsteigerungen und die Beseitigung von Ineffizienzen
  • Eigenkapitalerhöhung durch Ersparnisse im Wertschöpfungsprozess oder in den vor- beziehungsweise nachgelagerten Prozessen (Lieferanten, Vertrieb, Logistik, etc.)

Hebeleffekte maximieren durch optimalen Verschuldungsgrad

Den Verschuldungsgrad zu senken, kann zwar sinnvoll sein, allerdings sollten Sie die Eigenkapitalrentabilität dabei nicht aus den Augen verlieren. Denn ein zu geringer Verschuldungsgrad bedeutet, dass ausschließlich Eigenkapital verwendet wird, um Investitionen zu tätigen. Dadurch lässt sich das Unternehmen Wachstumspotenziale sowie steuerliche Vorteile entgehen. Selbst, wenn eine Investition aus Eigenkapital finanziert werden könnte, ist in steuerlicher Hinsicht daher oft die Fremdfinanzierung besser.

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Leverage-Effekt
Zudem können Sie durch Fremdkapital eine höhere Eigenkapitalrentabilität erreichen – den sogenannten Leverage-Effekt. Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto größer ist dieser Hebeleffekt auf die Eigenkapitalrentabilität. Ziel sollte daher nicht ein kleinstmöglicher Verschuldungsgrad sein, sondern eine optimale Balance.

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