Baufinanzierung für Selbstständige

Jeder Angestellte oder Beamte erhält monatlich ein vertraglich fest vereinbartes Gehalt. Weniger ist nur in Ausnahmefällen möglich. Das bedeutet Sicherheit und Vorhersagbarkeit. Als Selbstständiger hingegen haben Sie (explizit aus Sicht eines Kreditinstituts erläutert) kein „regelmäßiges“ Einkommen. Beispielsweise können Sie selbst bei einem gut laufenden Unternehmen nicht genau vorhersagen, was Sie im März des kommenden Jahres durch Ihre Tätigkeit erhalten werden. Ebenso kann es für Ihre Firma finanzielle Schwankungen geben, wodurch Sie als Geschäftsführer ebenfalls weniger erhalten.

Arbeitnehmer und Beamte haben Verträge. Erstere können zwar durchaus aus wirtschaftlichen Gründen ihren Arbeitsplatz verlieren. Dahinter stehen jedoch verschiedene gesetzliche Vorgaben. Für Sie als Selbstständiger gilt hingegen (erneut aus Sicht eines auf Risikovermeidung bedachten Kreditinstituts), dass Ihr Unternehmen von jetzt auf gleich in eine wirtschaftliche Schieflage geraten kann. Die Gefahr, plötzlich kein Einkommen mehr zu haben, ist daher größer – wenigstens theoretisch. Zudem schauen Banken auf die Branche, in der Sie selbstständig sind, da verschiedene davon als mehr oder weniger risikoreich gelten.

Wer eine Baufinanzierung möchte, muss stets sein Einkommen nachweisen. In Angestelltenverhältnissen genügen dazu Arbeitsverträge, Kontoauszüge und dergleichen. Bei einer Baufinanzierung für Selbstständige dagegen werden Sie sehr umfassende Unterlagen Ihres Unternehmens einreichen müssen – und das obendrein aus mehreren Jahren.

Im Kreditwesen gilt: Gesenktes Risiko gleich gesenkte Zinsen, erhöhtes Risiko gleich erhöhte Zinsen – also insgesamt ein teurerer Kredit. Ein Immobilienkredit für Selbstständige gilt aus den genannten Gründen als „riskant“, selbst wenn Ihr Unternehmen in keiner als risikoreich angesehenen Branche operiert und seit langer Zeit wirtschaftlich gesunde Zahlen vorweisen kann. Im Vergleich zu Arbeitnehmern werden Sie eine Baufinanzierung praktisch immer nur zu (etwas) höheren Zinsen erhalten.

Je nach Bonität verlangen Kreditinstitute häufig zusätzliche Sicherheiten. Bei Selbstständigen hingegen sind diese besonders oft nötig. Grundsätzlich sollten Sie sich darauf einstellen, mit einem zweiten Kreditnehmer vergleichbarer oder besserer Bonität zumindest mehr Kreditangebote angezeigt zu bekommen. Mitunter ist das sogar der einzige Weg, um eine Baufinanzierung als Selbstständiger zu erhalten. Allerdings sind Sie damit nicht allein: Viele Arbeitnehmer, die lediglich durchschnittlich verdienen, sind aufgrund der hohen Immobilienpreise in einer ähnlichen Lage.

Bei guten, langjährigen Zahlen kann es durchaus sein, dass Sie allein eine Baufinanzierung als Selbstständiger erhalten. Ein zweiter Kreditnehmer kann aber zusätzlich für bessere Zinskonditionen sorgen. Das gilt sowieso, falls dessen Bonität der Ihrigen mindestens ebenbürtig ist – und doppelt, wenn es sich bei der Person um einen Angestellten oder Beamten handelt, also keinen weiteren Selbstständigen.

Je weniger die Bank Ihnen leihen muss, desto geringer ist ihr Risiko. Als absolutes Minimum einer Baufinanzierung für Selbstständige gelten zirka 15 Prozent der erwarteten Kosten. Wirklich wirksam wird es jedoch, wenn Sie 20, 25 oder gar noch mehr Prozent Eigenkapital beisteuern können.

Gibt es bei Ihnen nicht benötigte Konten, Kreditkarten, Dispo-Kredite und Ähnliches? Dann sollten Sie überlegen, dort den „Rotstift“ anzusetzen. All das kann binnen kurzer Zeit Ihren SCHUFA-Score verbessern. Achten Sie bei der Gelegenheit darauf, veraltete und falsche Einträge löschen zu lassen.

Ihr Immobilienprojekt ist nicht sehr zeitkritisch? Dann könnte es zu Ihrem Vorteil sein, mit der Finanzierung so lange zu warten, bis Sie dem Kreditinstitut noch eine weitere gute Bilanz vorlegen können.